Da wir (fast) alle Nepal-Novizen waren, stellten wir unserer Zeit im Ama Dablam Basislager eine Trekking-Akklimatisierungstour voran.
Diese Entscheidung erwies sich als Glücksgriff, unglaublich was wir sonst alles versäumt hätten:
...die Yak-Karawane die mich an Bilder aus Filmen von Erik Valli erinnerte, die neugierigen Klosterschüler aus Thame, den einsamen Ronaldo der uns beim Fussballspiel auf 4000m verdeutlichte was Akklimatisation bedeutet, die imposanten Treppenbauten am Renjo La Pass, die karibisch anmutenden Strände am Gokjo Lake, den träge fließenden Toteisgletscher Ngazumpa, den einsamen Anstieg zum Nirekha Peak...
Nach zwei Wochen trafen wir mit Eindrücken gesättigt und etwas erholungsbedürftig im Ama Dablam Basecamp ein.
Die Ama Dablam gilt wohl zu Recht als eine der beeindruckendsten Berggestalten der Welt. Ihre optische Dominanz ist aber gleichwohl der Grund dafür, dass sie in den Focus von Expeditionsveranstaltern geraten ist. Damit ist sie für individuell auf Berge steigende nahezu verloren. Lager 2 (ca. 6100mMh) ist von Expeditionsveranstaltern okkupiert, und selbst im Lager 1 (ca. 5800mMh) ist es nicht immer einfach ein Plätzchen für das eigene Zelt zu finden. Für uns blieb somit eigentlich nur die Option, Ausrüstung und Wasser in das Lager 1 zu transportieren und von dort aus den ca. 12h Aufstieg zum Gipfel zu versuchen.
Unter den gegebenen Umständen gelang es Wolfi, David und Arthur den Gipfel zu erreichen. Für Sepp, Martin und Christian blieben Krankheits- und Logistigbedingt Etappenziele.
Beim Rückmarsch zum Flugplatz Lukla tauchten wir langsam wieder aus der Basislager-Bubble in nepalesisches Umfeld ein. Zuletzt konnten wir uns in Kathmandu noch mit für uns befremdlichen hinduistischen Bräuchen vertraut machen.
Nepal ist für Bergsteiger*innen ein fantastisches Land. Hinter jeder Wegbiegung beginnt das Staunen von Neuem. Die Nepales*innen sind unglaublich fröhliche und freundliche Zeitgenoss*innen, ich kann mich während unseres Aufenthaltes an kein einziges unhöfliches Wort und keine mürrische Geste erinnern.
Der organisierte Bergtourismus spült dringend benötigte Devisen in die nepalesische Stererschatulle. Er spült aber auch Menschen(massen) in Regionen, in denen sie eher nichts verloren haben. In den wenigen Tagen an der Ama Dablam haben wir mehr Bedenkliches gesehen, als in etlichen Jahren außereuropäischen Bergsteigens zusammen. Wir diskutieren hierzulande über den Bohrhaken als Mord am Unmöglichen. Dort werden Gipfelaspirant*innen mit dem Heli in das/aus dem Basislager geflogen (sonst könnten sie ja einem Einheimischen begegnen), Medikamentenmissbrauch und Einsatz von Flaschensauerstoff zur Besteigung eines 6000er`s sind nicht unüblich.
Haben wir das Augenmaß verloren? Oder ist da jemand falsch abgebogen? Alpinismus quo vadis?
Die wahren Helden im Khumbu sind zweifelsfrei die Träger. Jede Bierdose die nördlich von Lukla konsumiert wird, wurde mehrere Tage auf dem Rücken zumeist eines Trägers herangeschafft. Die imposantesten Transportgüter waren ganze Fensterstöcke und eine originalverpackte Waschmaschine. Hoffentlich hat sie vor Ort funktioniert, der Kundendienst wird sich wohl kaum hierher verirren.
Gratuliere zur Besteigung und zu dem tollen/kritischen Bericht! Sehr eindrucksvolle Bilder!
AntwortenLöschenFreud mich, dass ihr wieder gesund retour seid.
Ich gratulieren zum Gipfelsieg! Toller Bericht und schöne Fotos
AntwortenLöschenToll, vielen Dank für's "Mitnehmen" und die authentischen Eindrücke! Schön, dass ihr wieder gut zurück seid!
AntwortenLöschenTolle Reise, toller Bericht, tolle Bilder, tolle Kerle
AntwortenLöschen