Als Magnus
und ich am Morgen des o4.o8.2o22 von der Adolf
Pichler Hütte in die NW-Wand der Riepenwand
(2774 m) blickten, stellten wir mit etwas Überraschung fest, dass die vorangegangenen
heißen Sommerwochen selbst die „Direkte
Nordwestwand“ von Hias Rebitsch und
Kurt Loserth weitestgehend
trockengelegt haben. Deren unterer Wandteil ist meist das ganze Jahr wasserüberronnen
und auch im trockenen Zustand vielerorts vom Sand einer darüber liegenden Schlucht
eingestaubt. So zählte das Hüttenbuch seit der Erstbegehung im Jahr 1936 bis zu
jenem Tag erst 6 Wiederholungen.
Die Einstiegsverschneidung, ein harter Kögel-Fünfer,
welcher wohl getrost mit VI bewertet werden könnte, stimmt gleich auf
die herrschende Tonart ein. Die zweite Seilänge (V) führt linkshaltend in
schöner Kletterei auf eine Piazschuppe. Vom Standplatz auf dieser leitet eine
Linksschleife in brüchigem Gestein in die Schlüsselpassage der Route. Diese wird
von einer abweisenden Wandpassage, über welcher der Schwerkraft trotzende
Schuppen lauern, gebildet. Von Andi
Orgler frei geklettert und mit VI+ bewertet, bevorzugten wir hier unser
Körpergewicht auf das fragwürdige Gestein und ebensolche Haken zu verteilen.
Brüchiger Fels, Nässe und Moos gestalteten auch die Kletterei im folgenden 4o m
langen Riss (VI-) anspruchsvoll. Dieser führt in die Schlucht, an deren Beginn man überdacht
und somit geschützt vor Steinschlag Stand beziehen kann. Und solchen löst der
Vorsteiger fast garantiert aus, bis er die Schlucht wieder nach links verlässt.
Die folgenden Seillängen führen entlang der Pfeilerkante empor, in deren
Aufschwüngen immer wieder konzentrierte Kletterei (V+) gefordert ist, um nicht
unliebsame Bekanntschaft mit darunterliegenden Bändern zu machen. Während wir
die letzten Steilstufe in einem überhängenden Riss knapp links der Kante
überwanden, spart man gewiss ein paar Nerven, wenn man wie im AV-Führer beschrieben,
über ein Band nach rechts zu einer Verschneidung quert. Nach insgesamt 10 bis
12 Seillängen führt die flacher werdende Pfeilerkante fast direkt zum
Gipfelkreuz der Riepenwand.
Eine Woche darauf, am 11.o8.2o22 waren Magnus und ich wieder an der Riepenwand. Diesmal wollten wir uns an
einem Meisterstück von Matthias Auckenthaler und Hannes Schmidhuber aus dem
Jahr 1933 versuchen. Die Route stellt bis heute, abgesehen von der „Wandrand-Verschneidung“, den einzigen
Durchstieg durch die Westwand der Riepenwand
dar. Gleich die erste Seillänge zeigt die Klasse der Erstbegeher auf. Hier
verzeiht sicherungsmittelfeindliche Wandkletterei (VI) keinen Fehler, bis man
bei auf einem kleinen Podest rasten und erste Haken klippen kann. Ein nasser
schwarzer Fleck erschwerte den Überstieg in einen Riss, welcher endlich solide
Cams schluckte. Nach 3o harterkämpften Metern erreicht man den ersten
Standplatz auf einem Querband. Eine 4o m lange Traverse führt vorerst
spazierend zu einem jüngeren Ausbruch, welcher 2018 von unseren Kameraden Matthi, Sonne und Roli mit 3 Haken überwunden und mit VI+/A1 bewertet wurde. Das
folgende Kriechband geht in eine Hangelquerung über, welche zu einem Hängestand
am Beginn eines steilen Risses leitet. In durchwegs gutem Fels und schöner
Kletterei geht es 3 Seillängen (VI+, VI- und IV) geradlinig empor, bis man
flacheres Gelände gewinnt, von wo man über Bänder (Steinmänner), vorbei an den
spektakulären Riepentürmen eine Rinne
erreicht, welche zurück zum Wandfuß führt. Beim Bier auf der Adolf Pichler
Hütte konnten wir die 22. Begehung der „Riepen-Westwand“
ins Hüttenbuch eintragen.
4 Kommentare:
Maah, Respekt 💪
Maah, Respekt 💪💪
Wahnsinn! Dieser Blog ist für mich wie eine einsame Alpin-Bastion, die sich tapfer gegen die Übermacht der selbstverliebten Insta-Alpinisten stellt: Authentisch, unaufgeregt und ehrlich liefert ihr hier Leistungen ab, von denen diese Selbstinszenierer in der menschlichen Müllhalde namens social media nur träumen können! Bitte weiter so!
Sauber Mander,👍💪🍀,so richtig nach dem Geschmack der Alpinen Bande👏🍻
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