Am
Samstag den 18. Juni 2022 gings für Magnus, Matthi und mich wieder in die
Laliderer Wände. Nachdem für Matthi und mich bereits der 13. Anstieg in der
Nordwand bevorstand, fiel die Routenwahl gar nicht mehr so leicht. Weils auch
nicht gleich ganz schwierig werden sollte, einigten wir uns auf die
Dibona/Mayer-Führe. 1911 von den Bergführern Angelo Dibona und Luigi Rizzi
sowie den Wiener Brüdern Guido und Max Mayer erschlossen, stellt sie den
ältesten Wanddurchstieg dar. Dennoch muss angemerkt werden, dass Otto „Rambo“
Herzog bereits kurz zuvor mit der sogenannten „Ramboplatte“ die Schlüsselseillänge am
Ende der Hauptschwierigkeiten überwand und nur von einem Gewitter zum Rückzug
gezwungen wurde.
Den Einstieg vermittelt die von rechts nach links geneigte
Rampe (IV) in Falllinie der Scharte zwischen Laliderer Wand und Spitze, über
welche auch jüngere Routen erreicht werden. Über das moosige Schichtband quert
man 40 m nach rechts (IV) bis eine schwierige Wandstelle (VI-) an etwas
unzuverlässigen Schuppen und ebensolchen Haken empor in ein nach links
geneigtes Verschneidungssystem führt. In diesem geht es in festem Fels mehrere
Seillängen empor (anhaltend V, zahlreiche alte H.), an einer Gabelung eher
rechtshaltend, bis schließlich die „Ramboplatte“ in den Beginn der Schlucht
leitet, welche den oberen Wandteil prägt. Quert man ungeachtet der Verhauerhaken
gleich tief linkshaltend, wird man nach den strammen 5er-Längen zuvor etwas verwundert
sein, dass diese dann gar nicht so plattige Traverse früher als Schlüsselstelle
tituliert wurde. In der Schlucht führt vorerst leichteres Gelände zum Beginn
eines von der Gratscharte herabziehenden Kamins (2 SH). Rechts von diesem geht
es über eine brüchige Wandstelle (V-, H. mit neuer Schlinge) empor. Nun wird
der Kamin nach links überquert und an dessen linker Begrenzungsrippe finden sich
eine Seillänge höher 2 Standhaken. Neben dem im alten AV-Führer beschriebenen
Weiterweg über die sich zum Pfeiler aufsteilende Rippe und einem Ausstieg etwas
weiter links, wie in der aktuellen Auflage des Panico-Kletterführers angerissen,
erschien uns der Pfeiler des obersten Abschnittes der Route „Im Reich des
Zyklopen“ zum Greifen nahe. So führte uns dieser Weg aus der zyklopischen
Urwelt der Laliderer Wände auf die Sonnenseite.
Noch einmal volle Konzentration
beim Abstieg durch die Spindlerschlucht aufbringend, saßen wir 2 h später zufrieden
beim Bier auf der Falkenhütte, wenngleich diese nach Umbau und Pächterwechsel
das Flair der Kostenzer-Zeit verloren hat.
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