Nachdem sich im März 2022 in den sozialen Medien unter dem Hashtag „eigernorthface“ bereits die Beiträge häuften, wollten auch Sevi und ich uns einen Jugendtraum erfüllen und durch die, mit 1800 m, höchste Wand der Alpen steigen. Aufgrund mehrerer auf tragische Weise gescheiterter Begehungsversuche erlangte sie in den 1930er-Jahren Weltbekanntheit bis schließlich den beiden in der Wand vereinten Seilschaften der Deutschen Anderl Heckmair und Wiggerl Vörg sowie der Österreicher Heinrich Harrer und Fritz Kasparek, vom 21. bis 24 Juli 1938 der Durchstieg glückte. Durch die globale Erwärmung, das Abschmelzen der Eisfelder und die damit einhergehende Steinschlaggefahr hat sich mittlerweile das für Begehungen günstige Zeitfenster weit in Richtung Frühjahr oder gar Winter verschoben.
Nach wiederholtem Studium diverser Wetterberichte fuhren Sevi und ich schließlich am Dienstag den 15. März nach Grindelwald im Berner Oberland um von dort mit der erst vor wenigen Jahren errichteten Gondelbahn die Station Eigergletscher zu erreichen. Die von den Niederschlägen der Morgenstunden noch nassen Straßen ließen etwas Unsicherheit aufkommen. Wenngleich nur wenige Zentimeter verlieh der Neuschnee der Nordwand, welche hoch in den durch Saharasand verfärbten Himmel ragte, ein grimmiges Gesicht. Die Anspannung ließ etwas nach, als wir in der Station mit zwei französischen Seilschaften plauderten, welche die Wand an einem Tag durchsteigen wollten. Mit dem Preis des Gewichtes einer soliden Biwakausstattung hatten wir weniger Zeitdruck und somit waren die Startplätze für den kommenden Tag schnell vereinbart.
Besonders beim noch nächtlichen seilfreien Steigen im unteren Wandteil profitierten wir von der durch die Franzosen wiedereröffneten Spur. In der Linksschleife mit anschließendem Rechtsquergang vor dem Schwierigen Riss (V) packten wir schließlich die Seile aus. Seillänge für Seillänge und immer wieder am laufenden Seil passierten wir die ersten namhaften Schlüsselsequenzen der gesamt etwa 3,5 km langen Route: Hinterstoißer-Quergang, Schwalbennest und 1. Eisfeld. Die Verhältnisse im dort anschießenden Eisschlauch sind von besonderer Bedeutung, denn das Abschmelzen des riesigen 2. Eisfeldes gibt glatte Kalkplatten frei. In zwei Seillängen (IV+) wird das Bügeleisen erklettert, auf dem sich das, nach der Tragödie von Max Sedlmayr und Karl Mehringer im August 1935 benannte, Todesbiwak befindet. Über das kleine 3. Eisfeld erreicht man die Rampe. Nach leichterem Gelände verlangten uns dort die zwei Seillängen des Wasserfallkamins (M6/V+/Ao) einiges ab. Schließlich gelangten wir über das Rampeneisfeld zu unserem geplanten Biwakplatz am Brüchigen Band.
Nachdem wir die Nacht recht unbequem im Sitzen verbracht hatten, ging es am nächsten Morgen zum Aufwärmen in den Brüchigen Riss (V). Diesen überwunden erreicht man den Götterquergang, an dessen Beginn sich wohl die gemütlicheren Biwakplätze befunden hätten. In der sog. Weißen Spinne ließen 100 m Blankeis die Wadl nochmal brennen, bis uns einige leichtere Seillängen zum Quarzriss (V) führten. Eine Linksquerung leitet zu den Ausstiegsrissen (IV+). Zu deren Beginn erleichterte uns noch eine dicke Eisglasur die Kletterei, bis unsere Steigeisen schließlich mit dem oft abschüssigen schwarzen Fels vorlieb nehmen mussten.
Nach der halb ausgeaperten Gipfeleisflanke führte uns schließlich die herrliche Firnschneide des Mittellegi-Grates auf den 3970 m hohen Gipfel des Eigers, wo wir fast bei Windstille die Nachmittagssonne genießen konnten. Auch der Abstieg über die noch größtenteils von Schnee bedeckte Westflanke bereitete uns keine Schwierigkeiten mehr.
3 Kommentare:
Bravo Mander!!!
Sauber sag i "Grutuliere Mander!!!������
Gratulation, top Leistung super gmacht!!
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