Vor
dem Wetterumbruch zu Allerheiligen, wollten Sonne und ich noch einmal im Schüsselkar
klettern. Schon länger auf unserer Wunschliste stand der Extremklassiker „Hexentanz
der Nerven“, welcher am 20. und 21. September 1980 von Heinz Zak und Hans-Jörg Leis
erstbegangen wurde. In 6 Seillängen anspruchsvoller Kletterei verläuft die
Route entlang von Rissen und Platten links des „Bayerischen Traums“ bis zur
Einmündung in diesen. Sonne hatte bereits einen Versuch in der Tour gestartet,
wurde jedoch durch Nässe zum Rückzug gezwungen.
Die im Umlauf befindlichen
Topos sind sich was Standplatzwahl und Schwierigkeitsbewertung betrifft nicht
immer ganz einig, weshalb ich im Folgenden meine Eindrücke schildern möchte:
Die erste Seillänge führt nach einigen leichteren Vorbaumetern (IV) in eine
raue Rissverschneidung im unteren VI. Grad. Nach ca. 45 m erreicht man
linkerhand einen Felskopf, welcher tief abgebunden (neue Schlinge) einen
sicheren (Zwischen-)Stand vermittelt. Auf den folgenden Metern steilt die
Verschneidung auf (4 tlw. miese H.; Cam #3), bis schließlich über eine Hangelschuppe
nach links zu einem Stand an einem Z-Profilhaken und einem Felsköpferl gequert
wird (20 m, VI+). Unsere 3. Seillänge führte uns über eine Platte zuerst linkshaltend
empor, bis bei einem Haken nach rechts gequert wird und schließlich wieder
gerade hinauf ein Stand bei zwei Sanduhren erreicht wird (30 m, V+). Die folgende
Seillänge leitet zuerst in eine nach rechts liegende Verschneidung im V. Grad,
bis horizontal nach links unter einen schwarzen löchrigen, oft nassen Überhang
gequert wird (SU). Gutgriffig und athletisch (VI) geht es über diesen in den
darüber ansetzenden Riss zur nächsten vernünftigen Sicherungsmöglichkeit. Nach kraftraubender
Risskletterei (VII-, SU-Schlingen bereit halten) und einer Rechtsquerung beendet
man die Seillänge nach etwa 40 m bei einem Hängestand an einem Haken, einem
Fixkeil und einer Sanduhr. Die folgende Schlüsselseillänge beginnt mit einer
steilen Rissspur (neuer Fixkeil, Cams), welche einige fordernde Züge (VII)
verlangt, bis sich das Gelände für ein paar Meter etwas zurücklegt. Vor der bevorstehenden
Wandstelle, welche rechtshaltend überwunden wird (VII), steckt ein
V-Profilhaken und knapp darüber hat man noch die Möglichkeit einen Cam #0,5 zu
platzieren. Nach einem weiteren Riss (VI) stiegen wir linkshaltend über eine
Platte zu einem Stand an 3 Haken (ges. 45 m, VII). Von dort leitet eine rundliche
Plattenverschneidung (VI-) einige Meter empor, bis rechts auf ein Band gequert
werden kann. Karabiner in einem dort befindlichen Haken sowie in einer
Sanduhrschlinge zeigen, dass einige Begeher bereits hier schräg hinabgeseilt
hatten. Wir begannen die fallende Querung erst einige Meter weiter rechts, um
schließlich äußerst abdrängend (VI+) um eine Kante bis unter einen Bohrhakenstand
des „Bayerischen Traums“ zu gelangen. Der Hexentanz war gemeistert und da
bereits Schneeschauer über die Hohen Munde zogen und der kühler werdende Wind
uns schon recht ausgefroren hatte, seilten wir über den „Bayrischen Traum“ zum
Wandfuß ab.
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