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Montag, 23. August 2021

xxx Mann im Eis xxx


Dies ist nicht nur eine mediale Bezeichnung für die 1991 in den Ötztaler Alpen gefundene Gletschermumie, sondern auch für eine Erstbegehung von Karwendel-Franz Baumann und Annelotte Rosenhagen durch die Laliderer Nordwand. 1991 begonnen und schließlich 1993 vollendet, zieht die Route in 27 Seillängen durch den Wandbereich zwischen „Alptraum“ und „Im Reich des Zyklopen“. Von den Erstbegehern mit VI+ und Ao bewertet, konnte W. Thaler im Zuge der ersten Wiederholung bis auf 10 m alles frei klettern und dafür Bewertungen bis VII- vorschlagen.

Für uns begann die Geschichte mit dem handgezeichneten Original-Topo in der Kletterer-Bibel der Falkenhütte. Auch die Erstauflage des Panico-Karwendelführers von 1997 enthielt noch eine Beschreibung dieser vergleichsweise jungen Laliderertour.  Späteren Auflagen zu entnehmen, sei diese nach einem Felssturz oberhalb der Route sehr sandig und nicht mehr begangen worden. Zuvor konnten 1997 S. Jöchler und H. Neswadba die fünfte und letzte uns bekannte Begehung für sich verbuchen. Danach wird nur noch von einem gescheiterten Versuch 2003 berichtet.

Um diesem Mythos auf den Grund zu gehen querten Matthi, Sonne und ich am 21.08.2021 um 08:00 Uhr morgens zum Teil stemmkletternd durch die Randkluft zum Einstieg dieser in Vergessenheit geratenen Tour. In wie beschrieben durchwegs ordentlichem Fels erreicht man im oberen V. Grad nach drei Seillängen einen Standplatz neben dem engen Eingang der namensgebenden, angeblich 10 m tiefen Höhle, welche die Erstbegeher völlig vereist antrafen. Von dort führt ein Risssystem in anstrengender Kletterei empor, bis in Seillänge sieben über abweisende Platten nach rechts gequert wird. Eine dort versteckte Verschneidung leitet zum Beginn eines Seilzugquerganges.

Etwas verwundert, dort erst einen zweiten Haken sowie Schlingen und Karabiner ergänzen zu müssen, seilten wir etwa 20 m in den rechts darunter befindlichen Plattenpanzer. Wir erkannten, wie der dort wiederum von uns eingerichtete Standplatz auch freikletternd aus der Seillänge zuvor durch eine Variante von S. Jöchler und H. Neswadba erreicht werden hätte können. Rechtshaltend über uns leitete nun eine Rissspur durch hellgraue abgeschlagene reibungsarme Platten empor. Spätestens jetzt bemerkten wir, dass wohl etwas mehr als Sand über Route gefallen war. Von den sechs im Topo verzeichneten Haken konnte Matthi, der diese Seillänge mit eiserner Vorstiegsmoral führte, lediglich einen finden und auch dem VI. Grad gerecht werdende Strukturen waren wohl weggebrochen.

Schließlich einen vermeintlichen Standhaken erreicht, mussten wir uns auch in der folgenden Seillänge über völlig fehlendes Hakenmaterial und schwierige Passagen wundern, ehe die Seillängen 11 bis 14 wieder der Beschreibung entsprachen. Seillänge 15 sollte schließlich von einem Felszacken in die linkerhand befindliche Schlucht führen, was jedoch gänzlich unmöglich war, da diese in Form eines gelben senkrechten Abbruchs wesentlich tiefer in den Berg gefurcht war. Ein weiteres Mal war athletische Kletterei und Schlosserei vonnöten um über ein steiles Wandl, in welchem wir noch einen Haken und einen Karabiner fanden, endlich flacheres Gelände zu erreichen.

Da die Zeit nach hartem Kampf schon zu weit fortgeschritten war, mussten wir schweren Herzens auf den leichteren oberen Teil der Route, welcher links der Schlucht emporführt, verzichten. Wir entschieden uns für den Weiterweg über die Schlucht um schließlich auf die Felsrippe des Ausstiegs der Route „Im Reich des Zyklopen“ zu gelangen. Über diese erreichten wir glücklich und müde das Konrad Schuster Biwak, welches uns eine kühle Freinacht mit morgendlichen Gewittern ersparte.

Fazit:

  • 5½te Begehung der Route „Mann im Eis"
  • Vermutlich in drei Seillängen durch einem Felssturz aus der darüberliegenden Schlucht beeintrachtigt
  • Wohl unser wildestes Lalidererabenteuer – und wir kennen dort einige Routen…
  • Von den dutzenden geschlagenen Haken beließen wir lediglich zwei, da uns sonst das Material ausgegangen wäre
  • Den oberen Wandteil müssen wir den nächsten Aspiranten überlassen ;-)












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