Für den ersten Sonntag im Juli 2o2o versprach der
Wetterbericht sonniges, heißes und vor allem stabiles Hochsommerwetter, oder wie
wir zu sagen pflegen: "Laliderer-Wetter". So fuhren Matthi, Sonne und
ich früh morgens mit unseren Bikes durchs Laliderer Tal hinein, von dessen
Talschluss uns in der ersten Morgensonne schon die imposante Laliderer-Nordwand
entgegen leuchtete. Nachdem wir in den letzten Jahren bereits einige Anstiege
durch diese gewaltige Wandflucht verbuchen konnten, fiel unsere Routenwahl
diesmal auf eine äußerst selten gekletterte Führe. Die "Caracas"
wurde 1992 von M. Messner und W. Krancj erstbegangen und zieht durch ein
steiles Riss- und Verschneidungssystem links der Nordverschneidung (M. Rebitsch
und F. Lorenz 1947) empor, wobei auch die Linksschleife der Einstiegsrampe
begradigt wird. Unsere Blicke in diesen abweisenden Wandteil gerichtet, fragten wir
uns während des Zustiegs durch die Schotterhalden immer wieder, ob diese kühne
Linie tatsächlich mit dem Grad VI+ zu bezwingen ist. Gleich von Beginn an
konnten wir uns auf die gespielte Tonart einstimmen. Anhaltend im V. und VI. Grad ziehen
Verschneidungen in teils festem, teils brüchigem Gestein empor und erforderten
immer wieder das Abräumen von losen Schuppen und größeren Blöcken. Die Anzahl
der spärlich vorhandenen Haken nimmt nach oben hin noch ab und verlangt absolute
Eigeninitiative in Sachen Absicherung. Verschneidungen mit breiten Rissen in
kompaktem Fels stellen die beiden Schlüsselseillängen (VI+ ?) dar, unterbrochen
von einem brüchig anmutenden Überhang. Anstatt unter diesem Hängestand zu
beziehen, richteten wir eine Sicherungsinsel ein und hängten die beiden
Seillängen zusammen. Nässe zwang uns immer wieder in die Cams zu greifen, von
denen man besser zwei Sätze am Gurt hängen hat. Eine schöne VIer-Verschneidungslänge
führt schließlich zum Ende der Hauptschwierigkeiten, von wo eine leichtere Querung
nach links, hinter einer riesigen Schuppe hindurch, zu einem bequemen Rastplatz
leitet. Von dort querten die Erstbegeher weiter in die Dibona/Mayer, um über
diese aus der Wand zu steigen. Wir entschieden uns für die Jöchler-Variante,
welche über eine dröhnende Schuppe (V) gerade empor in flacheres Zwischengelände
führt. Über den List/Meinetsberger-Ausstieg der Nordverschneidung erreichten
wir schließlich das Konrad-Schuster-Biwak am Gipfelgrat, wo wir glücklich die 4.
Begehung dieser Route ins Tourenbuch eintragen durften. Dann ging es ein weiteres
Mal abkletternd und abseilend durch die Spindlerschlucht, die uns jedes Jahr noch
schottriger erscheint, zurück zum Wandfuß. Da die Falkenhütte noch geschlossen
hatte, waren wir sehr froh, dass uns die Räder zügig zum wohlverdienten Bier ins
Tal trugen.
2 Kommentare:
Servus Burschen! Lt. Topo im Hüttenbuch der Falkenhütte ist die Schlüsselseillänge so im VII Grad. Habe das Topo damals fotografiert da die Route lohnend aussah. Gratuliere zum Durchstieg!
SG
Roli
Servus Roli, wir haben das Topo auch aus dem Hüttenbuch, da sein aber die 2 SSl beide mit VI+ angegeben! Der VII Grad wird aber wohl besser passen ;-)
SG Sonne
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