Am Fenstertag zu Frohnleichnam verschlug es Matthi, Bär und mich
in den Wilden Kaiser. Unser Ziel war die Südkante des Waxensteinerturmes, ein
ausgesprochen schöner alpiner Klassiker aus dem Jahr 1952. Anders als üblich starteten wir diesmal
von der Wochenbrunner Alm, auf bequemem Steig querend und schließlich hinauf in
den Niedersessel. Den Einstieg der Route erreicht man über steiles Gras- und
Schrofengelände und auch in der mit anderen Routen gemeinsam genutzten
Einstiegsseillänge ist der nicht immer feste Fels in grünen Pölstern gebettet.
Ab der zweiten Seillänge (VII) geht es dann zur Sache und das Gras weicht
bestem Kaiserfels. Die Schwierigkeiten beginnen mit einem kleinen Überhang, dem
wir einen neuen Haken verpasst haben. Danach geht es in eleganter Kletterei in
Plattenverschneidungen empor. Auch die folgenden Seillängen bleiben mit
Schwierigkeiten bis VI+ in ähnlicher Tonart. Die immer wieder vorhandenen betagten
Zwischenhaken lassen sich wie die Standplätze gut durch Klemmkeile und Cams bis
Gr. 3 ergänzen. Nach der siebten Seillänge kommt man im leichter werdenden
Gelände mit der Route „Picasso“ zusammen, über welche wir in luftiger
Abseilfahrt wieder zum Wandfuß gelangten. Gemeinsam mit einigen anderen
Kletterpartien genossen wir nachmittags noch das ein oder andere Bierchen auf
der sonnigen Terasse der Ackerlhütte 😎
Tags darauf radelte die gleiche Seilschaft durch das
Hinterautal zur Repswand. Diese schattige Wand in idyllischer Karwendellandschaft
bietet mit mehreren Touren im gehobenen Schwierigkeitsgrad ein perfektes Ziel
für warme Tage. Da Matthi bereits alle anderen Routen in der Wand geklettert
war, brauchten wir nicht lange diskutieren, um mit der Route „Männer mit
Motoren“ unser Ziel festzulegen – dabei waren wir ohne Elektromotoren, auf die hier vermutlich angespielt wird, zum
Einstieg gelangt. Gleich von Beginn an zeigte uns die Tour von 2016 mit weiten
Bohrhakenabständen und noch nicht ganz abgekletterten Passagen ihre Zähne. In
der 4. Seillänge (VII, 55m) brach unserem Vorsteiger dann noch eine Schuppe
aus, was die Passage bei einem kleinen Überhang in der Verschneidung jetzt noch
kniffliger gestaltet. Bleibt noch die Möglichkeit diese rechts über eine große
spitze Schuppe zu umgehen, aber auch dieser Hinkelstein steht nur so da. Auch
ein 4er Camalot wäre im oberen Teil dieser Seillänge sehr nützlich, fluchte
unser Vorsteiger. Die darauffolgende Schlüsselseillänge bietet eine herrliche
Risskletterei im unteren achten Grad. Neben den zwei Bohrhaken kommt man hier
mit einem Satz Cams 0,3 bis 3 und ein paar Keilen wunderbar durch. Abgeseilt
wird vorerst über die Tour und dann über die Nachbarroute „Silverstone“ (60 m
Doppelseil erforderlich). Nach einem Einkehrschwung in der Kastenalm gings mit
den Radeln gemütlich die 13 km talauswärts, gerade dem sich von Osten nähernden
Gewitter entkommend, zurück zum Ausgangspunkt.
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