Beim morgendlichen
Anruf bei unserem privaten Wetterdienst (Dank an Alex Radlherr), wurden unsere (Sonne
plus Autor) Gesichter immer länger. Aus dem ursprünglich prognostiziertem
mehrtägigem Hochdruckgebiet wurde ein Minihoch für Montag und Dienstag. Da ich
bereits Urlaub beantragt hatte (Sonne hat gar keinen Urlaub, nur Ferien!)
kurvten wir trotzdem nach Chamonix. Die Pläne für die Grandes Jorasses wurden auf Grund der Wetterprognose
eingemottet. Aber wo es eine „Grandes“ gibt, dort gibt es meist auch eine
„Petites“.
Nach einer gemütlichen
Nacht in der Leschauxhütte trotteten wir über den Leschauxgletscher, in der
Spaltenzone der Spur eines Guides folgend, zum Beginn der Contamine an der
Petites Jorasses.
Die Kletterei beginnt
gleich rassig, und wenn sie auch nie wirklich schwer ist, so darf man sich doch
ordentlich festhalten. Die spärliche Absicherung lässt sich mit mobilen
Sicherungsmitteln perfekt ergänzen, fordert aber einiges an
Orientierungsvermögen. Die letzten zwei Seillängen haben wir generös
ausgelassen, das flache Gelände verhieß für die Abseilfahrt nichts Gutes.
Abseilen im Granit ist
immer spannend, und natürlich erlebten wir was wir ohnehin schon wussten: Granitschuppen
fressen am liebsten Kletterseile. Nach dreistündiger Abseilfahrt mit
entnervenden Seilverhängern waren wir wieder am Einstieg und beeilten uns
zurück zur Hütte, wo wir dankenswerter Weise noch mit unserem Anteil am
Abendessen erwartet wurden. Von der Hüttenterrasse aus konnten wir noch das
Schauspiel der rasch herannahenden Front und der flüchtenden Stirnlampenkegel
an Grepon und Charmoz beobachten. Einzig jenes koreanische Team, welches am
Morgen in den Walkerpfeiler an der Grandes Jorasses eingestiegen war, schien
sich vom Wetter nicht beeindrucken zu lassen.
Am nächsten Tag
wanderten wir im Nieselregen der eingetroffenen Wetterverschlechterung zurück
zur Zahnradbahn nach Chamonix, um dann im Dauerregen die Heimreise anzutreten.
Petites Jorasses;
„Contamine“
Freikletterklassiker
(VI) aus dem Jahre 1955 (Contamine,Bron,Labrunie)
Verhältnismäßig
bescheidene Absicherung.
Wandhöhe 650m,
Kletterzeit 8 – 10h
Abstieg: Abseilen über
„Anouk“
Walter Pause: Im
extremen Fels
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen